Kudernatschs Buch-Tipp
Matt Ruff „Mirage“
Alles ist andersrum: 9/11 ist 11/9, und die Flugzeuge fliegen am 9. November 2001 nicht ins World Trade Center, sondern in das Welthandelszentrum von Bagdad. Seitdem bekämpfen die Vereinigten Arabischen Staaten den Terrorismus.
Dabei geben sich der Gewerkschaftsführer Saddam Hussein und Senator Osama Bin Laden besonders Mühe im Kampf gegen die Achse des Bösen. Die wird besetzt von fundamentalistischen Christen, fanatischen Gotteskriegern im Zeichen des Kreuzes, die einen eigenen Staat gründen wollen. Dazu gehören auch Deutsche, die sich in lutheranischen Splittergruppen radikalisieren, und aus dem Irak stammen, wobei man wissen muss, dass der Irak in „Mirage“ bis an die Nordsee und Ostsee reicht. Auch die Ländergrenzen hat Matt Ruff in seinem Roman deutlich verschoben.
Der Bundesagent Mustafa aus Neu-Bagdad schnappt in dieser Welt Terrorverdächtige, möglichst bevor sie zuschlagen. Doch immer wieder muss er seine Verhöre auf Befehl von Oben abbrechen, und die Gefangenen verschwinden spurlos. Einem gelingt es noch, Mustafa vorher Unglaubliches mitzuteilen: Die Vereinigten Arabischen Staaten gibt es gar nicht, all das soll nur eine Fata Morgana sein. Was ist dran? Und sind die Beweise, die nach und nach auftauchen, alle mit Fotobasar gefälscht?
Matt Ruff würzt die Story mit fiktiven Wikipedia-Einträgen, wobei die in seiner Version „Bibliothek von Alexandria“ heißt, wie auch andere ihr Gegenstück finden: Ebay ist e-Basar, und Photoshop eben Fotobasar. Alles ist tatsächlich andersrum. Dieses Gedankenspiel zieht Matt Ruff meisterhaft durch. Irre, packend, satirisch und spannend – so einen Parallelwelt-Thriller gibt's nicht zweimal!
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