Kudernatschs Buch-Tipp

Jean-Patrick Manchette/Barth Jules Sussman
„Der Mann mit der roten Kugel“

Western von gestern – aber dafür als ganz großes Kopfkino!

Es ist schon eine verrückte Zusammenstellung: Ein Franzose schnappt sich ein amerikanisches Western-Drehbuch und schraubt es zum Roman um. Das tat er bereits vor 40 Jahren und begründete damit eine neue französische Krimiliteratur. Doch erst jetzt gibt es dieses Buch auf Deutsch. Aber besser spät, als nie: Ohne Manchette hätte es den „Mann mit der roten Kugel“ nie gegeben, denn Sussmans Vorlage wurde nie verfilmt.

In diesem Western kämpft der Häftling Greene ums Überleben. Er will fliehen und die verhasste Baumwollplantage, auf der er arbeiten muss, verlassen. Böse, betrunkene, verlogene und verdreckte Jungs stehen Greene dabei im Weg. Und man ahnt schon, wohin das führt: Da muss einer den anderen umlegen! Dem Sieger winkt obendrein die schöne Frau.

Schnörkellos und glasklar formuliert Manchette, so dass man jedes Kapitel wie eine Filmszene vor sich sieht. Mit wenigen Worten wird man jeweils in diese Szene versetzt, in der sich dann geradlinig und direkt Handlung und Dialoge entwickeln. Hier wird nicht gelabert – hier wird keine kostbare Zeit vergeudet! Nein, hier geht’s zur Sache. Und wenn es sein muss, mit Gewalt.


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