Kudernatschs Buch-Tipp

Christian Kracht
„Ich werde hier sein im Sonnenschein und im Schatten“

Vom Eidgenossen zum Genossen ist es nicht weit. Flugs wird die Schweiz zur Sowjetrepublik.

1917 war Lenin im Schweizer Exil – und was wäre, wenn er dort geblieben wäre und alle mit seinen Ideen angesteckt hätte? Egal ist Schweizer Käse – das hier ist konsequent weiter gedacht. Die Schweizer kämpfen für den Weltkommunismus – und haben sich die junge Garde in Ostafrika herangezogen. So gibt’s dann auch einen schwarzen und keinen roten Parteikommissär, der hier zum Haupthelden wird – zwischen Neu-Bern und einer gigantischen kafkaesken Alpenfestung. Dort, tief in der Erde, ist die Schweiz ganz unten – hier träumt man noch vom Expandieren und einem unterirdischen Sieg der Revolution.

Christian Kracht hat keine Popliteratur („Faserland“) geschrieben, sein neues Buch ist düster, verworren, beängstigend. Er schreibt eine eigentümlich-altmodische Sprache, die streckenweise mariniert daherkommt, aber zu seinen kaputten Figuren sehr gut passt. So sind sie eben, die Schweizer. Und die Bösen sind die Deutschen gemeinsam mit den Briten – was ja auch ein schönes Pärchen abgibt. Unbedingt lesen – dieses merkwürdige Buch bleibt hängen und hebt sich kantig vom glatten Mainstream ab.

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